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Katholische Gemeinde St. Paulus

mit der Filialkirche St. Martin in der Pfarrei St. Franziskus

Geistliche Gedanken in besonderen Zeiten – Nr. 32

Liebe Schwestern, liebe Brüder,

 

„Ich habe erkannt, dass du alles vermagst; kein Vorhaben ist dir verwehrt.“ (Hiob 42,2)

Das Buch Hiob hat wenige Auftritte in der Leseordnung für die katholischen Gottesdienste. Und wenn es vorkommt – also so ist das bei mir -, wirkt es unverständlich und doch anziehend.

Laut Umfragen glaubt weit weniger als die Hälfte der deutschen Christen an die Auferstehung. Und die gilt als Kern des Glaubens.

„Ich habe erkannt, dass du alles vermagst; kein Vorhaben ist dir verwehrt.“ (Hiob 42,2)

Der biblische Hiob erlebt die „Hölle auf Erden“ – er verliert alles und ist völlig verzweifelt. Seine Freunde besuchen ihn und setzen sich zunächst schweigend zu ihm. Dann beginnen sie zu bohren: „Mensch, was hast du bloß angestellt, dass dir all das widerfährt?“ Hiob: „Nichts.“ „Echt? Glaub‘ ich nicht!“ „Doch – was glaubst du denn, wen du vor dir hast – Mensch Meier?“ Hiob fordert Gott zu einer Antwort heraus, indem er ihn gleichzeitig anklagt und verteidigt. Er fühlt sich offensichtlich genarrt. Dann kommt ein gewaltiger Sturm auf. In diesem hört er Gott sagen: „Wer ist mir je entgegengetreten, dass ich ihm etwas zurückgeben müsste? Alles unter dem Himmel ist mein.“ (Hiob 41,3). Spielt Gott wie Charlie Chaplin in „Der große Diktator“ mit der Weltkugel?

So sieht das möglicherweise nicht der Künstler der Grabanlage auf dem Friedhof an der Godesburg in Bonn, wie auf dem Foto unten zu sehen ist. „Denn du bist Erde und sollst zu Erde werden“ lautet die Inschrift. Und Maria hat ihren Mantel über die Erde ausgebreitet. Ich entdeckte diese zufällig, weil ich zu Herbert Wehners Grab pilgerte und dann noch einen Spaziergang unternahm.

Das Wort des lebendigen Gottes lautet nicht: „Ich glaube, dass du alles vermagst …….“

Und Peter Fox singt am Haus am See: „ Alles gewinnen beim Spiel mit gezinkten Karten …. Alles verlieren. Gott hat seinen harten linken Haken …“

Hat er das? Ach ja, Gott offenbart sich nebenbei auch Hiobs Freunden: „Ihr habt nicht recht geredet von mir, aber das ist Schnee von gestern.“ Und die Freunde taten, was der HERR ihnen gesagt hatte. Also da hat Gott keinen harten linken Haken. Hiob selbst findet ebenfalls seinen Frieden mit Gott.

„Ich habe erkannt, dass du alles vermagst; kein Vorhaben ist dir verwehrt.“ (Hiob 42,2)

Vielleicht will Gott, dass er erkannt wird? Und vielleicht hat er gemerkt, dass er das nicht erreichen kann, wenn er seine Macht demonstriert? Vielleicht entwickelt sich nicht nur die Menschheit, sondern auch Gott? Vielleicht hat er sich an Hiob „ausgetobt“ und erkannt, dass Leid und Tod keinesfalls verzweckt werden dürfen.

Vielleicht bezieht sich „Auferstehung“ nicht nur auf die Zeit nach dem Tod, sondern auch auf die Zeit vor dem Tod. „ich fühle mich wie neu geboren“ ist eine Redensart. Bei genauerer Betrachtung bedeutet sie „Auferstehung“. Die Welt wird neu gesehen. Es folgen Taten, die einen selbst überraschen – nur Mut! 

Liebe Grüße
von Renate Gottschewski

Pfarrei St. Franziskus